Gerade einmal zwei Wochen läuft die WM 2018 und die Ereignisse überschlagen sich. Keiner der Topfavoriten konnte bislang wirklich überzeugen und die vermeintlich kleinen Fußball-Nationen wollen auch ihr Stück vom Kuchen. Nach der Gruppenphase ist es nun an der Zeit die größten Überraschungen der einzelnen Gruppen zu würdigen, bevor es in die K.O.-Spiele geht.

Gruppe A - Russland
Der Druck auf das Team von Stanislav Cherchesov hätte vor dem Turnier nicht größer seien können. Eine Weltmeisterschaft im eigenen Wohnzimmer mit einem Team das laut Ex-Nationalspieler Andrei Kantschelski das schlechteste sei, das er jemals gesehen habe.
Die Meinung des ehemaligen Manchester United Stars spiegelte sich auch in der FIFA-Weltrangliste vor der WM wieder. Russland stand abgeschlagen auf Platz 70 und war somit das schwächste teilnahmeberechtigte Team des Turniers.
Doch dann kam das Eröffnungsspiel. Mit 5:0 schossen die Russen Saudi Arabien aus dem Luzhniki Stadion in Moskau und eine ganze Nation atmete erleichtert auf. Ja Saudi Arabien liegt in der FIFA Weltrangliste nur drei Plätze vor Russland und ja auch Ägypten, ihr nächste Gegner, ist keine Fußball-Macht, aber die Blamage war vorerst abgewandt.
Auch den zweiten Spieltag meisterte die Mannschaft rund um ihren Kapitän Igor Akinfeev souverän mit einem 3:1 gegen Ägypten. Erst im Spiel gegen Uruguay setzte es den ersten Dämpfer für Russland der Topfavorit der Gruppe gewann klar mit 3:0.
Mit ihren acht Treffern liegen sie gleichauf mit England auf Platz zwei der Teams mit den meisten Toren, hinter Belgien. Doch im Achtelfinale wartet nun die größte Aufgabe des Turniers auf den Gastgeber. Der Weltmeister von 2010 will die Schande von 2014 vergessen machen. Die Quoten sind klar verteilt im Duell zwischen Spanien (1.56) und Russland (6.75).
Gruppe B - Iran
Trotz der vermeintlichen Todesgruppe mit Marokko, Spanien und Europameister Portugal, fuhr der Iran mit großen Ambitionen nach Russland. Erst zum fünften Mal konnten sich die Iraner qualifizierten, nachdem Nationaltrainer Carlos Queiroz die Mannschaft ohne Niederlage durch die Qualifikation geführt hatte.
Diese Form konnten sie auch in Russland bestätigen. Zwar siegten sie gegen Marokko nur sehr glücklich durch ein Eigentor des St. Pauli-Profis Aziz Bouhaddouz, aber in den Spielen gegen Spanien und Portugal drehten sie richtig auf.
Doch der Wille allein reichte gegen Spanien nicht aus. Diego Costa erzielte früh in der zweiten Halbzeit den 1:0 Siegtreffer und die Iraner kamen trotz guter Möglichkeiten nicht zu ihrem zweiten Torerfolg des Turniers.
Im letzten Spiel gegen Portugal brachten sie den Europameister bis an den Rand einer Niederlage. Doch am Ende reichte den Portugiesen Quaresmas Traumtor aus, um in die K.O.-Phase einzuziehen. Das ist natürlich bitter für den Iran, sie können aber dennoch stolz auf ihre Leistungen der letzten zwei Wochen sein.
Gruppe C - Dänemark
Die Dänen haben in drei Spielen nur zwei Tore geschossen, genauso viele wie Deutschland und trotzdem spielen sie am Sonntag im Achtelfinale gegen Kroatien. Das ist Effizienz. Der Schlüssel zu diesem Erfolg ist die Defensive Dänemarks, die bislang noch kein Gegentor aus dem Spiel heraus zuließ. Ihren einzigen Gegentreffer kassierten sie gegen Australien vom Elfmeterpunkt.
Doch auch offensiv können die Dänen Stiche setzen. Mit ihrem Taktgeber Christian Eriksen von Tottenham und RB Leipzigs pfeilschnellen Yussuf Poulsen ist ihr Konterspiel eine Waffe. Dennoch gehen sie als Underdog ins Duell gegen Kroatien. Die Quoten stehen 1.84 für Kroatien und 5.00 für Dänemark.
Gruppe D - Kroatien
Der Achtelfinalgegner der Dänen ist die wohl formstärkste Mannschaft des Turniers. Die Kroaten marschierten vollkommen problemlos durch die Todesgruppe mit dem Vize-Weltmeister, Argentinien, dem Europameister der Herzen, Island, und den Afrikameister von 2013, Nigeria.
Der Motor der Mannschaft ist die Doppelacht bestehend aus Ivan Rakitic und Luca Modric. Das Madrid-Barcelona Duo führte das Team mit all ihrer Erfahrung zum Gruppensieg. Aber auch WM-Neulinge wie Frankfurts Ante Rebic hatten ihren Anteil am Durchmarsch Kroatiens. Wenn sie diese Form halten, dann ist Dalic Zlatkos Team ein ernstzunehmender Titelfavorit. Die Quote für einen Finaleinzug der Kroaten liegt bei 5.75.
Gruppe E - Schweiz
Ebenfalls ohne Niederlage blieben die Schweizer. Lediglich das enttäuschende Unentschieden gegen Costa Rica am letzten Spieltag trübte den Gesamteindruck der Mannschaft. Besonders die Leistung gegen den Rivalen Serbien zeigte wie groß die Motivation beim FIFA Weltranglistensechsten ist, wieder oben mitzuspielen.
Der absolute Leader auf dem Platz ist Arsenals Granit Xhaka, der wie Xherdan Shaquiri gegen Serbien treffen konnte. Auch gegen den Titelfavoriten Brasilien präsentierte sich das Team Lauf- und Zweikampfstark. Im Achtelfinale trifft die Schweiz auf Schweden – eine machbare Aufgabe.
Gruppe F - Mexiko
Gleich in ihrem ersten Spiel schockten die Mexikaner den Weltmeister. Mit 1:0 konnten sie Deutschland bezwingen und das Ergebnis hätte deutlich höher ausfallen können. Der Mann des Spiels wurde Hirving Lozano, der an seine starke Form der vergangenen Saison bei der WM nahtlos anknüpfen konnte.
Mexiko setzt auf gnadenlosen Konterfußball, dem nach Deutschland auch Südkorea zum Opfer fiel. Neben Lozano kann Mexiko mit Carlos Vela und Chicharito noch zwei weitere schnelle und abschlussstarke Stürmer aufbieten, die so gut wie jede Abwehr vor Probleme stellen können.
Ihr Weiterkommen verdanken sie aber den Südkoreanern, denn ihr letztes Spiel gegen Schweden verloren sie und damit auch den Gruppensieg. Nur durch die Niederlage Deutschlands stehen sie im Achtelfinale. Dort wartet nun mit Brasilien die wohl nominell stärkste Mannschaft der Welt auf sie. Auch die Buchhalter sehen Tites Mannschaft klar im Vorteil.
Gruppe G - keine Überraschungen
Nur in Gruppe G gab es von Anfang an klare Verhältnisse. England und Belgien machten den Gruppensieg unter sich aus, während Tunesien und WM-Debütant Panama sich mit einer Teilnahmeurkunde zufrieden geben mussten.
Gruppe H - Kolumbien
Nach dem ersten Spiel der Kolumbianer war das Entsetzen in der Heimat groß. Ihr Held von 2014, James Rodriguez, muss angeschlagen zuschauen und das Team verliert wegen einen frühen roten Karte ihren WM-Auftakt gegen Japan.
Doch danach fingen sich die Kolumbianer und siegten dank zweier Vorlagen durch den wiedererstarkten James ohne Probleme gegen Polen. Im letzten Spiel mussten sie dann wieder ohne James funktionieren. Trotz dieser unglücklichen Umstände kämpften sich die Kolumbianer mit Kapitän Radamel Falcao und einer stabilen Viererkette gegen Senegal zum Gruppensieg.
Nun treffen sie im letzten Achtelfinale auf die Three Lions. Die Quoten sind klar verteilt - Kolumbien 4.00 vs England 2.10.
