Sie sind der Alptraum eines jeden Stürmers. Bevor er Richtung Tor zieht und versucht den Torwart zu überwinden, muss er noch an den großgewachsenen und bulligen Verteidigern vorbeiziehen.
Nicht immer endet das schmerzlos, denn Abwehrspieler schrecken meist vor nichts zurück, sind zweikampf-, sowie kopfballstark und schmeißen sich in jeden Ball hinein, den sie nur erreichen können. Auf professionellem Niveau gelingt dadurch so manch einem Verteidiger eine spielentscheidende Rettungstat.
Genau diese Aktionen machen eine starke Defensive so wertvoll. Schließlich gewinnt man durch gute Angreifer zwar Spiele, aber zu einem Titelgewinn benötigt es auch eine gut formierte Abwehr. Wir zeigen euch die besten deutschen Abwehrspieler aller Zeiten.
Paul Breitner
Paul Breitner gehört zweifellos zu den besten linken Außenverteidigern, die es jemals gab. Er gilt als Pionier der heutzutage üblichen offensiven Interpretation eines Außenverteidigers.
Er überzeugte nicht nur durch herausragende Leistungen in der Defensive, sondern auch durch zahlreiche Flankenläufe, die zur Unterstützung der Offensive beitrugen. In seiner Karriere spielte er für absolute Topklubs, wie den FC Bayern und Real Madrid.
Kurzfristig lief er sogar für Eintracht Braunschweig auf. In seiner Zeit bei den Münchnern holte er fünf deutsche Meisterschaften, zwei Pokalsiege und einmal den Europapokal der Landesmeister. Mit den Königlichen gewann er einmal den spanischen Pokal und zweimal die spanische Meisterschaft.
Unvergessen jedoch bleibt sein Ausgleichstreffer für die DFB-Elf vom Punkt im WM-Finale 1974. Anschließend wurde er, zusammen mit der Nationalmannschaft, Weltmeister.
Zwei Jahre zuvor errang er mit dem Team bereits den EM-Titel. Außerdem wurde Breitner von der FIFA in die Liste der 125 besten noch lebenden Fußballer aufgenommen.
Andreas Brehme
Der gebürtige Hamburger war genauso wie Paul Breitner auf der Linksverteidigerposition beheimatet. Beide zählen bis heute zu den Legenden des FC Bayern München und der Nationalmannschaft. Allerdings war „Andi“ auf Vereinsebene sogar in drei verschiedenen Ländern aktiv.
Nachdem er in Deutschland unter anderem für die Bayern auflief, wechselte er 1988 für vier Jahre zu Inter Mailand, ehe er nach Spanien zu Real Saragossa ging. Insgesamt holte er drei Meistertitel, zwei davon in Deutschland mit den Münchnern und einen 1989 in der Serie A mit Inter. In diesem Jahr wurde Brehme auch zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt.
Zudem war er Teil der Mannschaft, als Inter 1991 den UEFA-Pokal gewann. Den größten Erfolg seiner Karriere feierte „Andi“ aber schon ein Jahr zuvor. Im WM-Finale 1990 erzielte Brehme beim 1:0 Erfolg über Argentinien in Rom den entscheidenden Treffer vom Punkt und krönte sich mit der Nationalmannschaft zum Weltmeister.
Als Verteidiger machte ihn seine Unberechenbarkeit so speziell. Aufgrund seiner Beidfüßigkeit kann man sagen, dass Brehme ein technisch versierter Spieler war. Seine Elfmeter, die er einmal mit dem Linken, ein anderes Mal mit dem rechten Fuß trat, sorgte bei vielen gegnerischen Spielern für Verwirrung.
Und auch nach seiner Karriere blieb Brehme dem Fußball als Trainer erhalten. In den Jahren 2000 bis 2005 leitete er zunächst den 1. FC Kaiserslautern und anschließend die SpVgg Unterhaching.
Jerome Boateng
Es steht außer Frage, dass Jerome Boateng einer der erfolgreichsten Innenverteidiger der Welt ist. Nach dem Einstieg ins Profigeschäft bei Hertha BSC ging seine Karriere zunächst steil bergauf. Über die Vereinsstationen Hamburger SV und Manchester City, mit denen er sogar den englischen Pokal gewann, landete er beim FC Bayern München, dem er bis heute treu ist.
Auch wenn ihm in seinen jungen Jahren immer wieder Fehler unterliefen oder er teilweise sogar vom Platz flog, war ein seiner Stammspielerrolle nicht zu zweifeln. Denn er verkörpert nahezu jeden Charakterzug den ein Innenverteidiger haben sollte.
„Boa“ ist groß, kopfballstark und wirft sich in jeden Zweikampf. Heute zählt er mit Niklas Süle und David Alaba zu den unverzichtbaren Säulen der Bayernabwehr. Boateng weißt aktuell zwei Triplesiege, zusammen mit sechs weiteren Meistertiteln sowie drei Pokalsiegen, auf. Hinzu kommt der WM-Titel mit der deutschen Nationalelf 2014 in Brasilien.
Seine denkwürdigste Szene stammt aber aus dem EM-Gruppenspiel 2016 gegen die Ukraine. Dort kratzte er für den bereits geschlagenen Neuer durch eine spektakuläre und aufopferungsvolle Rettungstat einen Schuss in letzter Sekunde von der Linie.
Matthias Sammer
Heutzutage kennt man 53-Jährigen als Berater von Borussia Dortmund oder ehemaligen Sportvorstand des FC Bayern München. Doch auch auf dem Platz war Matthias Sammer eine echte Größe. Obwohl Sammer häufig im zentralen Mittelfeld spielte, war er genauso oft als Libero anzutreffen.
Wegen seiner Zweikampstärke und Antizipationsfähigkeit war er für beide Positionen bestens geeignet. In seiner aktiven Zeit lief er für den VfB Stuttgart, Inter Mailand und Borussia Dortmund auf. Trophäen gewann er ausschließlich mit deutschen Teams. 1992 holte Sammer mit den Stuttgartern die Meisterschaft.
In seiner Dortmunder Zeit gelang ihm das noch zwei weitere Male. Zusätzlich triumphierte er 1997 mit dem BVB in der Champions-League. Mit der Nationalmannschaft wurde er 1996 Europameister und dabei sogar zum besten Spieler der EM gewählt.
Da Sammer in diesem Jahr eine außergewöhnlich erfolgreiche Zeit hatte, wurde ihm der Ballon d’Or verliehen. Bis heute ist er zusammen mit Franz Beckenbauer der einzige deutsche Verteidiger, der diese Auszeichnung je erhalten hat.
Philipp Lahm
Philipp Lahm hinterließ nach seinem Karriereende 2017 eine große Lücke auf der rechten Verteidiger-Position des FC Bayern. Bis heute fanden die Münchner keinen adäquaten Ersatz für ihn. Benjamin Pavard schlägt sich zwar gut, spielt aber noch lange nicht auf Lahms Niveau.
Der Verlust des 37-Jährigen ist so schwer zu beheben, weil er über eine außergewöhnliche Spielintelligenz verfügte – laut Pep Guardiola sogar die beste, die er je gesehen hat. Trotz seiner ruhigen Art sowohl neben, als auch auf dem Platz, bewies er Zweikampfstärke und Führungsqualitäten.
Seine präzisen Pässe und Flanken machten die ohnehin schon gefährliche Bayern-Offensive zu einer absoluten Waffe. Da er als Identifikationsfigur des FC Bayern und der DFB-Elf galt, trug er langfristig die Kapitänsbinden beider Mannschaften. Dass diese Entscheidung vollkommen richtig war, zeigte sich durch die unzähligen Titel, die beide Teams unter Lahms Führung holten.
Zu seinen größten Erfolgen zählen der Triple-Sieg mit den Bayern 2013 und der WM-Titel mit der Nationalelf 2014. Neben der Schale und dem Pokal 2013, kommen sieben Meistertitel und fünf weitere Pokalerfolge mit den Münchnern hinzu. Für seine Leistungen wurde er vom DFB als Ehrenspielführer der Nationalmannschaft ausgezeichnet.
Außerdem wurde Lahm 2017 zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Mittlerweile hat es ihn ins Unternehmerbusiness verschlagen. Beim DFB fungiert er als Präsidiumsmitglied, sowie als Geschäftsführer der DFB EURO GmbH.
Franz Beckenbauer
Keiner prägte die Position des mittlerweile ausgestorbenen Liberos so sehr, wie „Kaiser Franz“. Beckenbauers Spielweise war unvergleichbar, nahezu geniehaft. Er verfügte über eine beeindruckende Ballkontrolle, spielte Pässe elegant aus dem Fußgelenk heraus und war unheimlich zweikampfstark.
Diese Eigenschaften verliehen ihm den Ruf eines internationalen Ausnahmesportlers. Nach seiner erfolgreichen Zeit beim FC Bayern, wechselte Beckenbauer schließlich noch zu New York Cosmos und anschließend zum Hamburger SV. Bekanntlich war er nach seiner Karriere zusätzlich als Chefcoach von Olympique Marseille und der deutschen Nationalmannschaft aktiv.
Es ist nahezu erschreckend, dass er mit jeder dieser Teams mindestens einen großen Titel einfuhr. Als Spieler holte er insgesamt fünf Meistertitel in Deutschland und drei in den USA. Des Weiteren gewann der „Kaiser“ vier Mal den DFB-Pokal und drei Mal den Pokal der Landesmeister mit den Bayern. Mit der Nationalmannschaft wurde er 1972 Europameister.
Ebenso wurde er als Spieler mit dem HSV 1982 und mit Marseille 1991 Meister. Um aber als Genie bezeichnet zu werden, muss man Einzigartiges vollbringen – und das hat er. Bis heute ist Beckenbauer der einzige Mensch der Welt, der je sowohl als Spieler (1974), als auch als Trainer (1990) eine Weltmeisterschaft für sich entschied.
Zudem ist er mit Karl-Heinz-Rummenigge der einzige Deutsche, der zwei Ballon d’Or-Titel erhielt. Heutzutage gelangt das einstige Ausnahmetalent immer wieder wegen Steuerflucht und Korruptionsvorwürfen bei der Vergabe der WM 2006 ins Fadenkreuz.
Dennoch hat Beckenbauer als einziger deutscher Verteidiger alles gewonnen, was es je zu gewinnen gab und wird deshalb zurecht oftmals als Deutschlands bester Fußballer aller Zeiten bezeichnet.
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Erstveröffentlichung: 11.01.2020