In der Bundesliga hat sich das Bild vom „klassischen Trainer“ zuletzt stark verändert. Junge Trainer wie Julian Nagelsmann und Florian Kohfeldt begegnen ihren Spielern viel mehr auf Augenhöhe, als man es in der Vergangenheit noch gewohnt war. Lucien Favre ist mit 62 Jahren der mit Abstand älteste Trainer der aktuellen Bundesligisten.
Auf internationalem Parkett lässt sich dieser Trend noch nicht wirklich erkennen. Unter den Trainern der Nationalmannschaften gibt und gab es bereits viele Exemplare, die in anderen Berufen schon längst in Rente wären. Wir zeigen euch die zehn ältesten Nationaltrainer der Geschichte.
Platz 10: José Pékerman (Kolumbien) – 68 Jahre und 303 Tage
Obwohl er zuvor noch nie ein Profiteam trainiert hatte, wurde José Néstor Pékerman 2004 zum Trainer der argentinischen Nationalmannschaft ernannt. Noch am Tag des verlorenen Viertelfinals der Weltmeisterschaft 2006 gegen Deutschland trat er zurück. Ab 2012 war er schließlich Trainer Kolumbiens, mit denen er sich 2014 und 2018 für die WM qualifizierte. Sein letztes Spiel als Nationaltrainer bestritt er im Achtelfinale 2018 im Alter von 68 Jahren und 303 Tagen.
Platz 9: Fabio Capello (Russland) – 68 Jahre und 361 Tage
Fabio Capello hat in seiner Trainerlaufbahn nur die namhaftesten Vereine gecoacht: AC Mailand, Real Madrid, AS Rom und Juventus Turin. Daher ist es nicht überraschend, dass seine erste Station als Nationaltrainer im Geburtsland des Fußballs, England, lag. Nach eher mäßigem Erfolg trainierte er anschließend die russische Mannschaft, für die er vier Tage vor seinem 69. Geburtstag das letzte Mal an der Seitenlinie stand.
Platz 8: Vujadin Boškov (Jugoslawien) – 69 Jahre und 40 Tage
Feyenoord Rotterdam, Real Madrid, AS Rom. Das waren nur drei der insgesamt 15 Trainerstationen, die Vujadin Boškov durchlaufen hatte. Nachdem er den europäischen Vereinsfußball in all seinen Facetten kennengelernt hatte, wurde er 1999 zum Nationaltrainer seiner Heimat Jugoslawien ernannt. Sein letztes Spiel als Trainer war das verlorene Viertelfinale gegen die Niederlande bei der EM 2000.
Platz 7: Luis Aragonés (Spanien) – 69 Jahre und 337 Tage
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist: Luis Aragonés wurde 2004 zum Cheftrainer der spanischen Nationalmannschaft ernannt. Es war der Beginn einer Ära der spanischen Vormachtstellung im Weltfußball. Sein letztes Spiel, der 1:0-Sieg gegen Deutschland im EM-Finale 2008, machte ihn, etwa einen Monat vor seinem 70. Geburtstag, zum ältesten Sieger-Trainer der EM-Geschichte.
Griechenlands EM-Märchen 2004
Platz 6: Cesare Maldini (Paraguay) – 70 Jahre und 130 Tage
Nachdem seine Trainerkarriere auf Vereinsebene nicht gerade von Erfolg gekrönt war, heuerte Cesare Maldini schließlich beim italienischen Fußballverband an. Nach seiner Amtszeit bei der U21 trainierte er ab 1996 die A-Nationalmannschaft – jedoch auch ohne nennenswerten Erfolg. Der Vater des großen Paolo Maldini trainierte später Paraguay, wo der damals 70-Jährige sein letztes Spiel im Achtelfinale der WM 2002 gegen Deutschland bestritt.
Platz 5: Otto Rehhagel (Griechenland) – 71 Jahre und 317 Tage
Er ist ein Urgestein im deutschen und internationalen Fußball: Otto Rehhagel hat schon einige Titel von der Trainerbank aus gewonnen, doch der überraschende EM-Titel 2004 mit Griechenland machte ihn endgültig zum Sensationstrainer. Obwohl er so einen Erfolg nicht wiederholen konnte, blieb er dem Team noch weitere sechs Jahre erhalten. Nach der WM 2010 war für den damals fast 72-jährigen Deutschen dann Schluss.
Platz 4: Óscar Tabárez (Uruguay) – 72 Jahre und 260 Tage
Bereits 1988 betreute Óscar Tabárez für zwei Jahre die Nationalmannschaft Uruguays, 2006 kehrte er schließlich auf diesen Posten zurück. 14 Jahre coachte er von da an La Celeste und gewann mit ihnen 2011 die Copa América. Zuletzt führte er seine Mannschaft bei der WM 2018 bis ins Viertelfinale. Infolge der COVID-19-Pandemie wurde der 72-jährige Tabárez zum 1. April 2020 zusammen mit allen anderen uruguayischen Verbandstrainern entlassen.
Platz 3: Giovanni Trapattoni (Irland) – 74 Jahre und 177 Tage
Nur wenige Trainer besitzen heute einen derartigen Kultstatus wie Giovanni Trapattoni. Nach mehreren Titeln und denkwürdigen Pressekonferenzen machte der Italiener den Schritt vom Vereinsfußball zur Nationalmannschaft. Ab 2008 trainierte Trapattoni Irland, und qualifizierte sich für die EM-Endrunde 2012, was den Iren seit 1988 nicht mehr gelungen war. Sein letztes Spiel bestritt er im Alter von 74 Jahren und 177 Tagen.
Trapattonis legendäre Wutrede
Platz 2: Otto Barić (Albanien) – 75 Jahre und 120 Tage
Otto Barić ist vielleicht nicht der erfolgreichste, aber auf jeden Fall einer der ältesten Trainer, der jemals für eine Nationalmannschaft auf der Bank saß. Nachdem er in den 1980ern und -90ern als Coach mehrmals österreichischer und kroatischer Meister und Pokalsieger wurde, arbeitete er als Trainer der kroatischen und später der albanischen Nationalmannschaft. Bei seinem letzten Spiel für Albanien war er bereits über 75 Jahre alt.
Platz 1: Otto Pfister (Afghanistan) – 80 Jahre und 123 Tage
Mehr Erfahrung kann man als Trainer kaum haben: Unglaubliche 46 Jahre lang bekleidete Otto Pfister verschiedene Posten als Cheftrainer. Seine erste Station war die Mannschaft Ruandas, die er vier Jahre lang betreute.
Er schien an Afrika Gefallen gefunden zu haben und trainierte später unter anderem den Senegal, die Elfenbeinküste und Ghana. Ab 2017 war er Cheftrainer der afghanischen Nationalmannschaft, für die er sein letztes Spiel im Alter von 80 Jahren und 123 Tagen bestritt.
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* Die Rechte am Bild liegen bei Ricardo Mazalan / AP Photos *