Gruppe A

Nach der Auslosung machte schon das Gerücht die Runde, dass der russische Staatspräsident seine Finger im Spiel hatte. Schließlich befinden sich die Russen in einer eher leichten Gruppe und dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf den Einzug ins Achtelfinale machen. Einzig Uruguay müsste eine große Herausforderung darstellen und um den Gruppensieg leicht favorisiert sein. Die beiden anderen Nationen, Saudi-Arabien und Ägypten, werden mit weniger ehrgeizigen Zielen an den Start gehen.  Allerdings sollte man sie nicht gänzlich unterschätzen, immerhin gab es schon einige Überraschungen bei Weltmeisterschaften.

 

Russland

Als Gastgeber waren die Russen automatisch für das Turnier qualifiziert. Seit der EM 2016 durften sie nur, im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern, Freundschaftsspiele bestreiten. Einzig beim Confed-Cup wurden sie wieder in Pflichtspielen gefordert. Doch mit Ruhm konnten sie sich bei der Generalprobe nicht wirklich bekleckern. Gerade einmal ein Sieg sprang gegen Neuseeland heraus. Die anderen beiden Gruppenspiele gingen zwar nur knapp verloren, allerdings überzeugten sie weder spielerisch noch taktisch. Das Aus in der Vorrunde war die logische Konsequenz. Auch in ihren anderen Spielen fehlte oft die nötige Konstanz. Die Sbornaja kann zwar einige beachtliche Ergebnisse gegen große Nationen vorweisen, aber es schleichen sich auch immer wieder schwache Resultate mit ein. Somit wartet noch viel Arbeit auf das Team von Stanislav Cherchesov, um gut gewappnet für das Turnier zu sein. Dabei haben die Russen einige gute Fußballer in ihren Reihen und Potential ist definitiv vorhanden, es muss nur abgerufen werden. Schon bei der Europameisterschaft vor neun Jahren wussten sie zu überzeugen und kamen bis ins Halbfinale. Über mangelnde Unterstützung wird sich das Team nicht beschweren können, die Fans werden mit Sicherheit eine Euphoriewelle in Gang setzen. Schließlich möchte man nicht nur ein guter Gastgeber sein, sondern auch seine sportlichen Ziele erreichen. Abseits des Spielfeldes werden sich die Russen freundlich und aufgeschlossen zeigen, doch wollen sie so weit wie möglich im Turnier kommen. Ein Aus in der Vorrunde wäre schon überraschend und eine große Enttäuschung.

 

Starspieler des Teams: Alan Dzagoev, ZSKA Moskau

Spitzname des Teams: Sbornaja (Team, Mannschaft oder Verein)

Quote auf WM-Titel: 31.00

Quote auf das Erreichen des Achtelfinals: 1.20

 

Uruguay

In einer äußerst spannenden Qualifikations-Runde in Südamerika konnte sich Uruguay direkt für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Noch vor den letzten beiden Spieltagen hatten sieben Mannschaften die Chance ein Ticket für Russland zu buchen, einzig Brasilien war schon sicher dabei. Der zweifache Titelträger konnte sich schlussendlich behaupten und kam am Ende als Gruppenzweiter durch. Zu den ganz großen Favoriten werden die Uruguayer nicht gezählt, doch haben sie einige Top-Spieler in ihren Reihen und treten geschlossen als Mannschaft auf. Wohin dies führen kann, hat man bei der WM 2010 gesehen, als sie erst im Halbfinale gestoppt wurden und letztendlich das Turnier auf dem vierten Platz beendeten. Keiner ist sich für das Team zu schade, unter anderem arbeiten die beiden Starstürmer Edinson Cavani (Paris Saint-Germain) und Luis Suárez (FC Barcelona) bereits früh in der gegnerischen Hälfte gegen den Ball und unterstützen somit die Defensive. Diese wird von dem Duo, bestehend aus Diego Godín und Jóse Giménez (beide Atlético Madrid) angeführt. Kompromisslos und konsequent verteidigen sie, dabei kommt ihnen auch die Mentalität aus ihrem Verein zu Gute. Doch nur auf die gute Abwehrarbeit kann man Uruguay nicht reduzieren. Ebenso können sie guten Fußball nach vorne spielen und haben natürlich mit ihrer Offensive eine große Qualität in ihren Reihen, die jederzeit für ein Tor gut ist. Wenn sie erneut eine solche Geschlossenheit zeigen wie in Südafrika, dürfte der Gruppensieg nur über sie gehen. Wie weit die Reise schließlich in Russland geht, kommt auch ein wenig darauf an, wer im Achtelfinale wartet. Es könnte allerdings ein erfolgreiches Turnier für das fußballverrückte Land werden.

 

Starspieler des Teams: Luis Suárez, FC Barcelona

Spitzname des Teams: La Celeste (Die Himmelblauen)

Quote auf WM-Titel: 31.00

Quote auf das Erreichen des Achtelfinals: 1.16

 

Ägypten

Nach 28-jähriger Durststrecke hat sich die ägyptische Nationalmannschaft wieder für eine WM qualifiziert. Nach der feststehenden Teilnahme in Russland kannte die Freude im Land keine Grenzen. Hunderttausende Menschen liefen mit Trommeln und Glocken in einem Meer von rot-weiß-schwarzen Fahnen über die Straßen und feierten stundenlang ihre Mannschaft. Mit einem späten 2:1-Erfolg gegen die Republik Kongo hatte Ägypten das Ticket bereits am vorletzten Spieltag gelöst und ließ unter anderem Ghana hinter sich. Das Land nimmt somit zum dritten Mal an einer Endrunde teil. Doch es könnte auch nur bei einer Teilnahme bleiben. Die Mannschaft hat zwar mit Mohamed Salah (FC Liverpool) einen der besten Angreifer in ihren Reihen, doch auch er kann die Spiele nicht alleine gewinnen. Auf ihrem Kontinent zählen sie zu den Spitzenmannschaften, da sie den Afrika-Cup schon sieben Mal gewinnen konnten, zuletzt 2010 in Angola. Im Weltfußball sind sie ansonsten nicht weiter in den Fokus gerückt, da sie schon meist in der Qualifikation scheiterten. Allerdings werden die Pharaonen voraussichtlich einen Rekord bei der anstehenden Endrunde aufstellen. Ihr Torwart und Kapitän Essam El-Hadary wird wohl der älteste Spieler der WM-Geschichte werden, sollte er vom Verletzungspech verschont bleiben. Mit dann stolzen 45 Jahren löst er den Kolumbianer Faryd Mondragon ab. Ob seine Reflexe immer noch gut genug für das wichtigste Turnier der Welt sind, wird sich zeigen. Für Ägypten wird es in der Gruppe wohl um den zweiten Platz gehen. Sollten sie gegen Russland nicht verlieren, könnte der Einzug ins Achtelfinale machbar sein.

 

Starspieler des Teams: Mohamed Salah, FC Liverpool

Spitzname des Teams: farāʿina (Pharaonen)

Quote auf WM-Titel: 301.00

Quote auf das Erreichen des Achtelfinals: 3.10

 

Saudi-Arabien

Die Nationalmannschaft Saudi-Arabiens wird gemeinsam mit WM-Neuling Panama als größter Außenseiter gehandelt. Die Gründe dafür sind recht einfach. Die meisten Spieler sind nach wie vor  in der heimischen Liga aktiv und werden einfach zu selten gefordert. Den Sprung in eine europäische Liga schaffen die meisten nicht und wird ihnen auch nicht zugetraut. Dass sie sich überhaupt für Russland qualifiziert haben, darf schon als großer Erfolg gewertet werden. Doch leider liegen im Land Anspruch und Wirklichkeit meilenweit auseinander. Da Fußball die beliebteste Sportart im Land ist, liegt der Königsfamilie sehr viel daran. Sie wollen als erfolgreich wahrgenommen werden und nicht nur einer von vielen sein, deswegen gibt es auf der Trainerposition keine Kontinuität. Im neuen Jahrtausend durften sich schon sechzehn verschiedene Übungsleiter versuchen. Die Qualifikation schaffte man mit dem Niederländer Bert van Marwijk, allerdings konnte man sich mit ihm nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Zudem sollen einige Mitglieder seines Trainerstabes entlassen worden sein und es kam zum endgültigen Bruch. Im Anschluss übernahm Edgardo Bauza das Team, wurde jedoch schon nach zwei Freundschaftsspielen entlassen, da die Ergebnisse nicht stimmten. Nun soll Juan Antonio Pizzi die Mannschaft während der Endrunde betreuen, ob er es bis dahin schafft, bleibt abzuwarten. Um die Torhüter wird sich wohl der ehemalige Welttorhüter Oliver Kahn kümmern. Daran sieht man, wie ernst die Königsfamilie dieses Turnier nimmt und bevorzugt auf große Namen setzt. Natürlich gehen die ständigen Trainerwechsel nicht spurlos an der Mannschaft vorbei. Jeder neue Übungsleiter hat neue Ideen und andere Vorstellungen, daher kann sich das Team nicht wirklich einspielen und über einen längeren Zeitraum eine Taktik verfolgen. Ein Punktgewinn wäre für das Land in Vorderasien schon ein absoluter Erfolg, für die sportliche Führung wahrscheinlich nicht. Am Ausgang der Gruppe wird Saudi-Arabien kein Wörtchen mitsprechen. Sie könnten zwar zum Stolperstein werden, sollte eine andere Mannschaft sie auf die leichte Schulter nehmen. Doch nicht umsonst zählen sie zu den absoluten Außenseitern.

 

Starspieler des Teams: Fahad Al-Muwallad, Al-Ittihad Dschidda

Spitzname des Teams: as-suqūr al-ḫaḍrāʾ (Die grünen Falken)

Quote auf WM-Titel: 1001

Quote auf das Erreichen des Achtelfinals: 12.00

 

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