LBJs Erfahrung
Hier kann man LeBron nicht das Wasser reichen. 2003 kam er direkt von der HS in die NBA und spielt seit 14 Jahren fast durchgehend ohne größere Verletzungen, was daran liegt, dass er extrem auf seinen Körper achtet. Lediglich in der Saison 2011/12 kam er "nur" auf 62 Regular Season-Spiele, was aber an der durch den Lockout verkürzten Saison lag (wegen späteren Beginn von 82 auf 66 Spiele reduziert). Ansonsten kommt "King James" auf fast immer über 70 Spiele pro Saison – ein unglaublicher Wert und einer wovon Curry nur träumen konnte, zumindest zu Beginn seiner Karriere.
Curry kam nach drei Jahren an der Davidson University 2009 in die Liga. Allerdings kostete ihn sein Körper (vor allem seine Knöchel) einige Spiele – hauptsächlich in der Saison 2011-12. Trotz der Verkürzung durch den Lockout kam er lediglich auf 26 Spiele. Doch seitdem scheint er die richtige Trainingsmethode für seinen Körper gefunden zu haben. In den letzten Jahren fehlte er kaum noch verletzt.
LeBron James ist zwar schon 33 Jahre alt, wird aber dank seiner Trainingsdisziplin und seiner Klasse noch einige Jahre auf hohem Niveau in der Liga spielen können (auch Vince Carter spielt mit 40 Jahren noch NBA). Der vier Jahre jüngere Curry, der mehr von seinem exzellenten Wurf lebt, als von seiner Athletik und seinem Zug zum Korb, hat also noch einige Jahre Zeit. Dass er LeBron in puncto Spiele allerdings noch einholt, darf bezweifelt werden – gerade wegen seiner Verletzungshistorie.
Individuelle Auszeichnungen:
Auch hier liegt James noch klar vorne, zumindest was einige Kategorien angeht. Bisher konnte er vier Mal MVP werden (zuletzt 2013) - Curry "nur" zwei Mal. Allerdings holte Curry beide seiner Auszeichnungen in jüngerer Vergangenheit (2016 und 2015). Man darf trotzdem nie vergessen, dass James jahrelang bei den Cavaliers den Alleinunterhalter geben musste, während Curry sich ab seinem viertem Profi-Jahr in einer meist ausbalancierten Mannschaft befand, die nicht nur von ihm abhängig war/ist. Trotzdem ist er einer der Spieler, den man in der "Crunch"-Time den Ball am Liebsten in die Hände gibt.
An die 13 All Star-Nominierungen von "The Choosen One" wird Curry (momentan bei vier) nicht herankommen, denn bei James werden noch einige dazukommen. So lange er auf gutem Niveau spielt, werden ihn die Fans oder spätestens die Coaches zum All-Star wählen.
Beide waren bisher ein Mal NBA-Scoring Champ in ihrer Karriere, doch in einer Kategorie wird James nie an Curry herankommen können, was auch den unterschiedlichen Spielstilen zu verdanken ist - Stichwort: 3 Punkte- Wurf. "Chef Curry" kommt auf 44% versenkte Dreier im Laufe seiner bisherigen Karriere, ein unglaublicher Wert, wenn man bedenkt wie häufig er Würfe jenseits der 7,24 Meter nimmt (in der Saison 15-16 versenkte er 402 Dreier während der Regular Season). LBJ kommt auf knappe 34%. Auch was Freiwürfe angeht ist Curry einsame Spitze – 2016 schaffte er es in den 50-40-90 Club, in den es bisher nur sieben Spieler überhaupt geschafft haben (mind. 50% FG, 40% Dreier und 90% FW über eine gesamte Saison). Curry ist ganz klar ein Shooter und das war James noch nie und wird es auch nicht mehr werden.
Teamerfolge:
Hier kommt dann das Element zum Tragen, was bereits vorhin angesprochen wurde: eine funktionierende Mannschaft. James konnte bisher drei Mal Meister werden, allerdings nie in seinen ersten sieben Jahren mit den Cavaliers – dort musste er zu oft den Alleinunterhalter geben. Ganz im Gegenteil zu Curry - der wurde in seinen neun Jahren bereits zwei Mal Meister mit Golden State, da er eben um eine sehr talentierte Mannschaft um sich herum verfügt. LeBron hatte diesen Luxus zu seiner Zeit bei den Heat und auch jetzt bei Cavaliers – in den Anfangsjahren seiner Karriere waren seine Cavs aber eigentlich zu keiner Zeit eine wirkliche Championship-Mannschaft. Die NBA-Titel sind auf jeden Fall eine Kategorie, in der Curry mit LeBron gleichziehen, wenn ihn nicht noch sogar überholen kann.
Spielstatistiken:
LeBrons 27.1 Punkte, 7.1 Assists, 7.3 Rebounds und 1.7 Steals pro Spiel in seiner Karriere zeigen seine enorme All-Around Klasse. Obwohl Curry nominell eher der PG zu sein scheint, ist James einer der besten Playmaker der NBA (vgl. Curry: 23.0 Punkte, 6.8 Assists, 4.4 Rebounfs, 1.8 Steals) (Stand: 08.01.2018)
Fazit:
Beide Spieler sind auf ihre Art einzigartig – während Curry einer der besten Shooter der gesamten NBA ist, wird LeBron nicht umsonst mit Jordan in einem Atemzug genannt. Er ist einfach einer der besten All-Around Player in der NBA-Geschichte. Auch diese Saison sind beide mit ihren Mannschaften wieder auf Final bzw. Meisterschaftskurs. Und individuell sind beide wieder sichere Kandidaten für das All-Star Game, die MVP-Trophäe oder sonstige Awards. Zwei Spieler eben, die die NBA mit ihren Spielstilen prägen und die man wahrscheinlich am besten gar nicht miteinander vergleichen sollte, sondern einfach unabhängig voneinander ihre Auftritte genießen sollte, denn jeder der beiden begeistert die Fans seit Jahren auf seine ganz eigene Art.