Am 10. Januar beginnt die 26. Handball-WM und wird u. a. in Berlin, München, Köln und Hamburg ausgetragen – Heimspiel für die deutsche Mannschaft! Weiterer Gastgeber ist Dänemark – ein Novum im Handball! Erstmals wird eine Handball-WM von zwei Verbänden ausgerichtet.
Wir haben uns den Kader und die Chancen des Weltmeisters von 2007 einmal genauer angeschaut.
Der Austragungsmodus der WM
Gleich am Donnerstag geht es im Eröffnungsspiel gegen Korea – und Deutschland ist klarer Favorit. Generell sollte die Gruppe A zu schaffen sein, einzig Rekordweltmeister Frankreich ist ein richtig harter Brocken für die Auswahl von Bundestrainer Christian Prokop.
Nach der Vorrunde, die in vier Sechsergruppen ausgetragen wird, kommen die ersten drei Mannschaften jeder Gruppe in die Hauptrunde (zwei Sechsergruppen). Die beiden bestplatzierten Teams der jeweiligen Hauptrundengruppen ziehen dann ins Halbfinale ein.
Unruhe im DHB?
Doch bereits im Vorfeld kommt Unruhe auf – Michael Kraus, WM-Held von 2007, kritisierte jüngst die Spielerauswahl: "Spieler und Trainer anderer Nationen haben mich gefragt: Warum nominiert Deutschland nicht seine besten Spieler? Auch ich finde, dass nach dem Leistungsprinzip aufgestellt werden sollte."
Konkret bezieht er sich dabei auf die Nicht-Nominierung von Mannschaftskollegen Johannes Bitter vom TVB Stuttgart. Der 36-jährige Torhüter zog hinter dem Duo Andreas Wolff und Silvio Heinevetter den Kürzeren.
Zwar steht er im erweiterten 28er-Kader fürs Turnier – wo Prokop bis zu drei Wechsel während des Turniers vornehmen kann; aber eben nicht im 16er-Kader für das Auftaktspiel am Donnerstag.
Bereits im Dezember hatte sich Prokop auf den Kieler Wolff als Nr.1 festgelegt. Die Nr.2 Heinevetter scheint sich mit der Entscheidung inzwischen abgefunden zu haben: "Wir sind eine Mannschaft. Da muss jeder einzelne Spieler sein Ego hinten anstellen."
Starke Vorbereitung und viel Motivation
Und diese Mannschaft kann einen starken Kader aufbieten, der vor allem in der Turniervorbereitung überzeugte: Im Dezember gab es ein deutliches 35:23 gegen Polen und vor kurzem folgten Siege gegen Tschechien und Argentinien. "Wir haben eine sehr starke Mannschaft und können kaum erwarten, dass es losgeht", freut sich Torhüter Andreas Wolff.
Neben der Motivation der DHB-Auswahl sind aber auch die Erwartungen des Verbands enorm – DHB-Vizepräsident Bob Hanning gab das Halbfinale in Hamburg als klares Ziel aus.
Nach dem Vorrundenaus bei der letztjährigen EM wollen die Deutschen zeigen, dass sie weiterhin zur Weltspitze gehören. Gerade der Heimvorteil könnte den Deutschen dabei zu Gute kommen. Man erinnere sich, was 2007 mit den eigenen Fans im Rücken möglich war.
Kapitän Uwe Gensheimer , Bundesliga-Torschützenkönig Matthias Musche oder Abwehrchef und Aggressive Leader Finn Lemke – das Team ist mit Top-Spielern besetzt, die darauf brennen, die EM vergessen zu machen.
Von jungen Spielern wie Franz Semper oder Fabian Wieder bis hin zu Routiniers wie Martin Strobel oder Steffen Weinhold – der Bundestrainer scheint eine gute Mischung gefunden zu haben.
Auch wenn er dafür harte Entscheidungen treffen musste, wie z. B. die Nichtnominierung von Europameister Tobias Reichmann. „Es war eine sehr enge und schwere Sache, denn diese 18 Mann aus unserem Kader sind ein sehr enges Team, und jeder hat seinen Anteil, dass wir so eine gute Stimmung haben und auf so einem taktischen Niveau spielen. Die Stimmung heute ist mit der von vor einem Jahr nicht zu vergleichen. Wir haben einen guten Mix an Ehrgeiz und lockerer Stimmung.“
Gespannt darf man sein, wie und ob sich der Ausfall von Torjäger Julius Kühn (Kreuzbandriss) noch bemerkbar macht. Aber in der Vorbereitung zeigte man eindrucksvoll, dass es auch ohne ihn geht.
Wer sind die anderen Favoriten?
Neben den beiden Gastgebern Dänemark (Quote: 3.25) und Deutschland, macht sich ebenfalls eine Sportwette auf den amtierenden Weltmeister Frankreich, mit dem sich die DHB-Truppe bereits in der Vorrunde messen darf, bezahlt.
Auch Vize-Weltmeister Norwegen und Europameister Spanien werden bei den Buchmachern hoch gehandelt. Vor allem Dänemark sollte nach drei zweiten Plätzen, zuletzt 2013, darauf brennen den WM-Fluch zu besiegen – und das könnte ausgerechnet vor eigenem Publikum gelingen. Vize-Europameister Schweden oder auch Kroatien sollte man ebenfalls nicht abschreiben.
Nach bis zu zehn Spielen in 18 Tagen dürften letztendlich auch die Energiereserven der einzelnen Mannschaften entscheidend sein.
Superstars der WM
Im deutschen Team ist ganz klar Uwe Gensheimer der prominenteste Name. Der Linksaußen von Paris Saint-German absolvierte bereits 153 Länderspiele und wird die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen.
Da der französische Superstar Nikola Karabatic nach einer Fuß-OP nicht dabei sein wird, stehen vor allem der Däne Mikkel Hansen und der Kroate Domagoj Duvnjak im Fokus. Bei Frankreich könnten Dika Mem und Nedim Remili die Abwesenheit von Karabatic nutzen und die prägenden Figuren in Frankreichs Spiel werden.
Von Norwegens Sander Sagosen, Spaniens Alex Duschebajew und Schwedens Jim Gottfridsson darf man ebenfalls einiges erwarten.
Was es sonst noch zu sagen gibt:
"Die Bühne der öffentlich-rechtlichen Sender ist für den Handball die große Chance, den Abstand zum Fußball zu verkürzen", sagte Hanning gegenüber dem SID. Erstmals seit 2013 ist die WM wieder im Free-TV empfangbar.
ARD, ZDF und Eurosport übertragen die Partien. Bei der letzten Heim-WM, die Deutschland gewann, sorgten 16.17 Millionen Zuschauer im Finale gegen Polen für einen TV-Rekord in der Sportart.
Handball-Weltmeister Johannes Bitter und Michael Kraus erhoffen sich durch die Übertragung und dem langfristigen TV-Deal einen neuen Hype: "Damals wurde nicht verstanden, die Persönlichkeiten der einzelnen Spieler in den Vordergrund zu stellen und zu nutzen. Das wäre viel nachhaltiger gewesen. Nur Stars erzeugen einen Handball-Hype."