Lange galt Deutschland als rückständig, was die Akzeptanz von E-Sport in der Gesellschaft angeht. Zu sehr schienen die negativen Stereotypen über Videospiele über der deutschen Medienlandschaft zu hängen. In den letzten Jahren hat sich dies jedoch geändert: Gesellschaft, Medien und Politik erkennen den E-Sport zunehmend als wichtig für Kultur und Wirtschaft an. Hat der deutsche E-Sport damit seine Krise überwunden?

Wirtschaftlicher Aspekt entwickelt sich positiv

Sieht man sich allein die Kennzahlen an, erwartet Gaming als Sportart hierzulande eine positive Entwicklung. Der Umsatz mit E-Sport lag im Jahr 2017 laut Statista bei rund 70 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2020 soll die Zahl auf 130 Millionen Euro steigen. Zum Vergleich: Im selben Jahr sollen die Einnahmen mit elektronischem Sport in den USA bei knapp 300 Millionen Dollar liegen, weltweit wird ein Umsatz von über einer Milliarde Dollar erwartet.

 

Damit steht Deutschland im internationalen Vergleich nicht schlecht da und würde schon bald zu den größten E-Sport-Nationen der Welt gehören. Doch der Umschwung hin zu mehr Akzeptanz von Gaming als Sport hat sich erst in den letzten Jahren vollzogen.

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Die E-Sport Kultur in Deutschland muss besser werden

Noch immer fehlt es in Deutschland zum Beispiel an Live-Übertragungen von großen Turnieren. Zwar haben englischsprachige Sportsender wie ESPN E-Sports inzwischen ins Programm aufgenommen, doch in Deutschland haben Fans abseits von Übertragungen im Internet noch immer große Probleme damit, Turniere wie die ESL One zu verfolgen.

Natürlich ist Gaming vor allem in den Weiten des Internets verbreitet und auch hier populär geworden.

Doch werden besonders die Medien lernen müssen umzudenken: Zwar ist der E-Sport - noch! - eine Nischensportart, doch immer mehr Menschen nehmen ihn ernst. Dies ergibt sich schon alleine daraus, dass die Generation, welche mit PC und Playstation aufgewachsen ist, inzwischen zum Mittelstand gehört und dementsprechend bereit ist, Geld für das eigene Hobby und die Profis des Sports auszugeben.

Bereits 23 Prozent der Deutschen sehen laut einer Umfrage von 2017 den E-Sport als echte Sportart an, Tendenz positiv. Und die Akzeptanz in der Bevölkerung wird voraussichtlich weiter steigen, denn die heutigen Jugendlichen wachsen mit Videospielen als selbstverständliche Sportart auf, die Kluft zwischen Jung und Alt wird dadurch beim Thema E-Sport größer. Doch spätestens in einem Jahrzehnt wird alleine die demografische Entwicklung dafür sorgen, dass Gaming als Sportart bei den allermeisten Deutschen bekannt und geschätzt sein wird.

Was der E-Sport aber braucht, um noch schneller zu wachsen, das ist prominente Unterstützung von Seiten der Gesetzgeber aus. Vor einigen Jahren sah es an politischer Front noch sehr schlecht aus - hat sich inzwischen etwas verändert?

Förderung durch Politik

Immerhin: Die Politik hat die Bedeutung des E-Sport erkannt und versucht verstärkt, die kompetitive Gaming-Szene zu fördern. Dies zeigte sich nicht zuletzt 2017, als Angela Merkel zum ersten Mal höchstpersönlich die Gamescom eröffnete und in ihrer Rede betonte, wie wichtig die Spiele-Industrie für Deutschland sei.

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Und auch auf andere Weise ergreifen die Politiker die Initiative: Die Parteiprogramme von Union und SPD forderten bei der letzten Bundestagswahl einstimmig, dass E-Sport zu einer anerkannten Sportart ausgebaut und gefördert werden solle. Dies kommt nicht von ungefähr - viele deutsche Fußballclubs besitzen inzwischen eigene E-Sport-Mannschaften. Und die spielen nicht nur FIFA, sondern zum Beispiel auch League of Legends in großen Turnieren und gegen andere renommierte Teams.

Dennoch hinkt die Politik in Deutschland in vielen Bereichen weiter hinterher. Zum Beispiel beim Thema Breitbandausbau, den sich zwar so gut wie alle Parteien auf die Fahne geschrieben haben, der aber weiterhin nur stockend voran kommt: Deutsche Internetverbindungen hatten im Jahr 2017 eine durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit von 15,3 MBit/s.

 

Damit kommt das Land nicht einmal in die Nähe der Top zehn Länder weltweit - unsere Verbindungen sind gerade einmal etwas mehr als halb so schnell wie die des Spitzenreiters Südkorea (28,6 MBit/s) und deutlich langsamer als die Verbindungen in den USA, Japan, Schweden und auch der Schweiz, wo Ende September das Schweizer Team gegen China in Hearthstone antritt und die Schweiz mit einer Quote von 1.50 gegen 2.45 als Favorit ins Rennen geht. Gerade in Ländern wie Südkorea sind die Verbindungen nicht zuletzt deshalb so gut ausgebaut, weil ein großer Bedarf auch der Videospieler danach besteht.

Fazit

Wie ist also die Situation von Deutschland als E-Sport Markt? Mit einem Wort: Gemischt. Auf der einen Seite wird der elektronische Sport hierzulande immer beliebter und auch die Politik hat die Bedeutung des professionellen Zockens endlich verstanden. Doch beim Thema gesellschaftlicher Akzeptanz, Infrastruktur und Medien gibt es noch einiges aufzuholen. 

Immerhin: Die Zeichen für die Zukunft stehen gut, denn der E-Sport hat sich inzwischen international robust aufgestellt und es gibt hierzulande auch auf Vereinsebene schon viele Standbeine. Vielleicht wird Deutschland in wenigen Jahren ja tatsächlich zu den größten E-Sport Nationen weltweit gehören und Platzhirsche wie die USA oder Südkorea von ihren Plätzen verdrängen.

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