17.08.2020
- Unzufriedene Spieler erkennen
- Die Ziele der Vereine im Auge behalten
- Auf sportliche Notwendigkeiten achten
- Auch Heimatverbundenheit kann eine Rolle spielen
Mit der niedrigsten Wettquote wird meist jener Verein bedacht, bei dem der entsprechende Fußballer bereits unter Vertrag steht. Insbesondere dann, wenn er dort noch einen laufenden Vertrag besitzt. Um bei Transferwetten erfolgreich zu sein, ist nicht nur eine gewisse Fußballkenntnis erforderlich, vielmehr geht es darum, einen Einblick in die Transferpolitik von Vereinen zu haben. Hilfreich dabei ist, sich regelmäßig über Transfergerüchte zu informieren.
Doch man sollte neben der sportlichen und der wirtschaftlichen Seite noch einen Faktor bedenken: Den Spieler selbst. Denn oft machen die Entscheidungen der wechselnden Fußballer sportlich oder wirtschaftlich auf den ersten Blick keinen Sinn. Ganz persönliche Gründe, wie die Verbundenheit zum Jugendverein, geben manchmal den Ausschlag für einen Wechsel.
Unzufriedene Spieler erkennen
Oft bahnt sich ein möglicher Wechsel dann an, wenn ein Spieler mit seiner derzeitigen Situation unzufrieden ist. Gute Indikatoren sind wenig Einsatzzeit, ein schwieriges Verhältnis zum Trainer oder die Isolation innerhalb der Mannschaft. Wer also an Transferwetten interessiert ist, sollte den aktuellen Gemütszustand eines Spielers genau studieren. Insbesondere junge Spieler sind mit der Rolle als Reservisten häufig unzufrieden und liebäugeln dann mit einem Wechsel.
Exemplarisch dafür ist der Weggang von Pierre Emile Højbjerg vom FC Bayern im Jahr 2016. Als großes Talent betitelt, kam der Däne 2013 zu den Bayern. Er unterschrieb zunächst bis 2016, verlängerte dann seinen Vertrag vorzeitig bis 2018. Doch nach einem starken Debüt wurden die Einsätze immer seltener. Schließlich folgten Ausleihen nach Augsburg und Schalke. Højbjerg war mit dieser Situation unzufrieden und folgerichtig wechselte er trotz laufenden Vertrags 2016 den Verein.
Doch während man in seinem Fall mit einem Wechsel rechnen konnte: Dass Højbjerg sich dem FC Southampton in der englischen Premier League anschließen würde, hatten höchstens ganz große Fußballexperten auf dem Schirm. In dieser Saison kämpft Pierre Emile Højbjerg mit Southampton gegen den Abstieg aus der höchsten englischen Liga. Die Quote auf den Abstieg Southamptons in die zweite Liga steht bei 5.50.
Die Ziele der Vereine im Auge behalten
Als im Sommer des vergangenen Jahres die ersten Gerüchte über einen Wechsel von Neymar zu Paris St. Germain die Runde machten, wurden diese von Vielen als heiße Luft abgetan: Weshalb sollte Neymar, der sich einen Stammplatz bei einem der besten Vereine der Welt sichern konnte, in die französische Liga wechseln? Noch dazu zu einem Verein, der in seiner Geschichte noch nie die Champions League gewinnen konnte? Außerdem hatte Neymar sich langfristig an Barcelona gebunden.
Hinzu kam, dass die im Raum stehenden Ablösesummen seinerzeit als astronomisch betrachtet wurden. Einige Wochen nach dem Aufkommen der ersten Gerüchte meldete PSG tatsächlich Vollzug. Für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro wechselte der Brasilianer an die Seine. Wie konnte das passieren? Aufmerksame Beobachter haben mitbekommen, dass Sponsoren aus Katar seit Jahren große Summen in den Verein investierten.
Dennoch verpasste PSG vergangene Saison den Meistertitel und musste sich in der Champions League dem FC Barcelona geschlagen geben. Sehr zum Missfallen der Geldgeber, die sich für ihr Engagement nicht nur Titel, sondern auch einen Werbeeffekt für die 2022 im Emirat stattfindende Weltmeisterschaft erhofft hatten.
Im Klartext heißt das, dass sich der Erfolg endlich in der laufenden Saison einstellen muss - koste es, was es wolle. Betrachtet man den Wechsel Neymars nun unter diesen Umständen, ist die Vertragsunterzeichnung des 25-Jährigen plötzlich gar nicht mehr so überraschend. Sich diese Gegebenheiten zu vergegenwärtigen, hätte also in jedem Falle helfen können, schon nach Aufkommen der ersten Gerüchte über einen Wechsel eine entsprechende Transferwette abzuschließen.
Ob Neymar für PSG nun tatsächlich der erhoffte Erfolgsgarant ist, bleibt freilich abzuwarten. Immerhin ist PSG in der Champions League Gruppensieger geworden und wird mit einer Quote von 6.50 auf den Champions-League-Titel gelistet.
Auf sportliche Notwendigkeiten achten
Dass Alexis Sanchez beim FC Arsenal nicht mehr wirklich glücklich war, war längst kein Geheimnis mehr. Immer wieder hatte der Chilene betont, Titel gewinnen zu wollen. Beim FC Arsenal freilich keine leichte Aufgabe, denn der Verein hatte sich zuletzt nicht einmal für die Champions League qualifiziert und steht auch in dieser Saison nicht unter den ersten fünf der Premier League. Immer wieder hatte es Spekulationen über einen Wechsel nach Spanien oder zum FC Bayern München gegeben. Schon am Ende der vergangenen Saison war also ein Weggang des Spielers wahrscheinlich - unklar war dagegen, wohin.
Etwas überraschend blieb Sanchez zunächst doch bei den „Gunners“, wechselt aber nun zu Manchester United. Eine Entscheidung, die viele überraschte. Ungewöhnlich ist außerdem die Art und Weise des Wechsels: Im Rahmen eines Tauschgeschäfts kommt nämlich im Gegenzug Henrikh Mkhitaryan zum FC Arsenal. Doch so überraschend diese Entwicklung erscheint, auch sie lässt sich sportlich begründen und letztendlich nachvollziehen.
Der FC Arsenal wollte einen starken, aber unmotivierten und zudem teuren Akteur nicht länger in den eigenen Reihen haben, doch trotzdem nicht auf Qualität verzichten. Diese Qualität holte sich Arsenal in Form von Henrikh Mkhitaryan. Denn kaum einer zweifelt die fußballerischen Qualitäten des Armeniers an, der allerdings in Manchester ein schwieriges Verhältnis zu Trainer Jose Mourinho hatte.
Folglich ist auch dieser Wechsel nachvollziehbar. Sanchez ist mit Manchester noch im Rennen um den Champions League-Titel dabei. Die Quote auf den Gewinn der Trophäe steht für ManU bei 18.00.
Der Abgang des Chilenen ist übrigens nur ein weiterer Abgang eines Topstars vom FC Arsenal. Schon Vereinslegende Thierry Henry verließ 2007 den FC Arsenal in Richtung Barcelona. Ganz unumwunden gab er seinerzeit zu, dass er Titel gewinnen wolle. Allem Anschein nach glaubte er nicht, mit dem FC Arsenal große Erfolge feiern zu können. Er sollte Recht behalten. Arsenal hat 2004 zum letzten Mal den englischen Meistertitel gewonnen, auch international blieben die Erfolge aus.
Auch Heimatverbundenheit kann eine Rolle spielen
Für eine der größten Transferüberraschungen der letzten Zeit sorgte Mario Gomez. Der Nationalspieler gab in der Winterpause den sofortigen Wechsel vom VfL Wolfsburg zum VfB Stuttgart bekannt. Gründe hierfür fallen einem zunächst kaum ein. Natürlich ist der VfL Wolfsburg in der Bundesliga derzeit kein Anwärter auf das internationale Geschäft. Doch genauso wenig ist es der VfB Stuttgart, der erst seit dieser Saison überhaupt wieder in der ersten Liga spielt.
Hinzu kommt, dass Gomez bei den „Wölfen“ immerhin das Kapitänsamt innehatte. Außerdem verzichtete der Stürmer laut Medienberichten auf einen Teil seines Gehalts, um zum VfB wechseln zu können.
Weshalb entschied sich Gomez also für diesen Schritt? Dazu muss man wissen, dass Gomez bereits als Jugendlicher für den VfB spielte. Gomez wuchs in der Nähe von Stuttgart auf und ist seiner Heimat seit jeher verbunden. Von 2004 bis 2009 war er als Profi in Stuttgart unter Vertrag, für die Schwaben absolvierte er auch die meisten Spiele. Außerdem erhielt er beim VfB einen Vertrag bis 2020, für einen 32-jährigen keine Selbstverständlichkeit.
Mit den Fans im Rücken möchte sich Gomez nun auch für die Weltmeisterschaft 2018 profilieren. Betrachtet man all diese Faktoren, kam der Wechsel gar nicht mehr so überraschend. Freilich gehört eine gewisse Risikobereitschaft dazu, auf einen solchen Wechsel eine Transferwette abzuschließen. Doch andererseits lohnen sich solche Wetten oftmals, weil sie gute Quote bieten. Der Wechsel von Antoine Griezmann zurück in sein Heimatland Frankreich liegt beispielsweise bei einer Quote von 41.00, letztendlich wäre Paris Saint-Germain dennoch ein interessanter Verein für den 26-jährigen Stürmer. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Vertrag von Kylian Mbappé beim PSG noch in diesem Jahr ausläuft.
Ein gewisser Mut zum Risiko ist nötig, wenn man auf Transfers wetten möchte. Doch eine genaue Analyse aller zuvor beschriebenen Faktoren führt dazu, mögliche Wechselabsichten von Spielern - und umgekehrt natürlich auch das Interesse von Vereinen - früh zu erkennen. Dann steht der erfolgreichen Transferwette nichts mehr im Wege.
Erstveröffentlichung: 04.01.2018
* Die Rechte am Bild liegen bei John Locher / AP Photos *